01.09.2022
Der erste Schritt zum Sonnenbier

 

Photovoltaik im Hopfengarten: Pilotprojekt steht in den Startlöchern

 

Neuhub. Solarstrom vom Hopfengarten – das ist die Vision des Landwirts Josef Wimmer aus Neuhub in der Marktgemeinde Au. An der Umsetzung arbeitet er seit mittlerweile mehr als drei Jahren zusammen mit Planern, Modul-Herstellern, Netzbetreiber und Wissenschaftlern. Jetzt steht das Pilotprojekt in der Hallertau endgültig in den Startlöchern. Davon überzeugte sich Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei einem Besuch. Auch eine Abordnung der Freien Wähler aus dem Landkreis Freising war zu Gast mit MdL Benno Zierer, Landrat Helmut Petz, der Kreisvorsitzenden Maria Scharlach, Bezirksrätin Marianne Heigl und dem Bürgermeister der Marktgemeinde Au, Hans Sailer.

Der Minister war vor genau einem Jahr zum Start der Hopfenernte auf dem Hof von Josef Wimmer zu Gast gewesen, auf Einladung von Landrat Petz, dem Landtagsabgeordneten Zierer und dem ehemaligen Auer Bürgermeister Karl Ecker. Aiwanger war von der Idee begeistert, das Wirtschaftsministerium unterstützte fortan das Projekt. Das Potential der Agri-Photovolatik in der Hallertau mit rund 17.000 Hektar Hopfen-Anbaufläche sei riesig, betonte Aiwanger. „Mit PV-Anlagen könnte hier so viel Strom erzeugt werden, wie momentan das Atomkraftwerk Isar 2 liefert“, rechnete der FW-Chef vor. Und es müsse nicht beim Strom alleine bleiben, Aiwanger spannte den Bogen gleich weiter. Langfristig könne möglicherweise grüner Wasserstoff erzeugt werden. „Denkbar ist Vieles“, sagte der Vize-Ministerpräsident. „Vielleicht fährt bald der Bierfahrer in der Hallertau mit dem Wasserstoff-Lastwagen.“ Oder es gebe „Sonnenbier mit positiver Klimabilanz“.  

Für Landwirt Josef Wimmer geht es bei dem Agri-PV-Konzept zunächst darum, den Betrieben eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen: „Damit auch die nächste Generation in der Hallertau noch Hopfenanbau betreiben kann.“ Im Obstbau wird bereits seit mehreren Jahren mit Anbau unter einem Solar-Dach experimentiert. Beim Hopfen sieht Wimmer mehrere Vorteile. Die Pflanze mag es schattig, außerdem können die Module vor Hagelschlag schützen. „In diesem Jahr haben uns Trockenheit und Hagel rund 30 Prozent des Ertrages gekostet“, rechnete Wimmer vor. Photovoltaik-Röhren des Augsburger Herstellers TubeSolar werden im Versuchs-Hopfengarten ebenso erprobt wie herkömmliche Module, um das optimale Verhältnis von Beschattung und Lichtdurchlässigkeit zu finden. Zudem gibt es weitere Detailfragen, die bei der Umsetzung in die Praxis geklärt werden müssen. Die Dachkonstruktion muss bis zu 100 Tonnen Gewicht pro Hektar tragen, deshalb müssen eventuell die Hopfenstangen etwas enger gesetzt werden als die üblichen neun Meter. Die Pflanzen dürfen nicht über die Module wachsen, weil das den Stromertrag mindern würde. Wie sich die Hopfenpflanzen unter der Bedachung entwickeln wird wissenschaftlich untersucht: Wachstum, Bodenfeuchte und die Belastung mit Pilzsporen werden stetig überwacht.